Verlieren kann man gegen die RGH. Die “Orange Hearts” zeigten gnadenlose Effizienz und holten aus einer veränderten Mannschaft alles raus. Sehr ärgerlich für die Löwen ist aber die Art und Weise, denn bei vielen Zuschauern wie Spielern schlich sich das Gefühl ein: Hier wäre mehr drin gewesen. Am Ende stand allerdings ein verdientes 15:10 zugunsten der Gastgeber auf der Anzeigetafel, was aufgrund der ersten Halbzeit insgesamt in Ordnung geht.

Mit hohen Erwartungen und selbstbewusst waren die Löwen ans Werk gegangen. Kleinere Fehler wurden vom Mannschaftskameraden ausgebügelt und die Stimmung schien ungetrübt. Mit zunehmender Spieldauer allerdings wurde ersichtlich, dass der TSV, körperlich leicht überlegen, deutlich mehr Arbeit für Raumgewinn investieren musste wie die RGH, die aus Fehlern der Löwen mit klugen Kicks und Spielverlagerungen einfach zu viele Meter machte. So wog das Spiel 20 Minuten ohne Zählbares hin und her, bis der TSV einen Strafkick in zentraler Position verschuldete, welchen sich Manuel Müller nicht nehmen ließ – 3:0 für die RGH. Ärgerlicherweise erwischte der sonst extrem sichere Löwenkicker Bennjamin Oluoch einen schlechten Tag und vergab die große Chance zum Ausgleich. Symptomatsich für das immer zerfahrener wirkende TSV-Spiel war die Situation am Gedränge an der eigenen Fünf. Während die Löwen sonst bei den angeordneten Gedrängen dominiert hatten, dopste der Ball diesmal unkontrolliert heraus, RGH-Halb Jacob Scheurich schaltete am schnellsten und punktete per Handauf – Pausenstand 10:0.

Die Halbzeitansprache war klar: Das Spiel war noch nicht durch. Aber zahlreiche eigene Fehler machten jegliche Bemühungen zunichte. Gleich mehrere Löwen hatten wirklich einen “Blackout-Tag” erwischt, in der Summe war das zuviel, um gegen clever agierende RGHler zu punkten. Christopher Korn zeigte einige gute Läufe, aber es fehlte in der Hintermannschaft diesmal etwas der Kampfgeist der Nebenleute und im Sturm oft nach eigentlich vielversprechenden Durchbrüchen die Unterstützung. So konnte Stefan Wadlinger in der 52. Minute auf 15:0 erhöhen. Einige Wechsel brachten frischen Wind und die letzten zehn Minuten gerieten zum Handschuhsheimer Sturmlauf. Lautstark angetrieben von Moritz Bayer rannten die Löwen ein ums andere Mal an und Felix Martel tankte sich zu den ersten TSV-Punkten über die Linie. Es wirkte wie ein Katalysator, denn auf einmal war Luft und der Glaube an das Comeback da. Nur drei Minuten später konterte der TSV bilderbuchmäßig und über sechs, sieben Spieler lief am Ende Nicolas Camus ins RGH-Mal ein. Leider war auch der an diesem Tag dritte TSV-Kicker nicht erfolgreich, aber beim Stande von 15:10 war alles offen! Die letzten Zeigerumdrehungen spielten sich wieder in der RGH-Hälfte ab, aber es sollte heute wohl einfach nicht sein. Die Orangenen kämpften ihren Vorsprung mit letzten Kräften über die Zeit und dürften sich gefreut haben, dass der gute Schiedsrichter Himmer pünktlich abpfiff.

Die RGH hat verdient gewonnen, dennoch fühlt sich diese Niederlage unnötig an. Hätte von fünf Unzulänglichkeiten bei den Löwen heute eine geklappt, wäre der Sieg machbar, wenn nicht zwingend gewesen. Aber Rugby ist kein Konjunktiv, sondern Wille, Charakter und Einsatz auf dem Feld. Und da waren die Südheidelberger heute – vor allem in Hälfte eins – einfach ein Stück besser. Wie der TSV es besser machen kann, stellte Kapitän Sven Wetzel (gezeichnet mit einem großen Cut im Gesicht), grimmig nach Spielende im Kreis klar:

“Das ist eine Frage der Einstellung. Wir können die Köpfe hängen lassen und uns bemitleiden, oder noch härter an uns arbeiten und nächste Mal weniger Fehler machen. Ich erwarte euch alle am Montag im Training!”

Wahre Worte, denen die Löwen hoffentlich schnell Taten folgen lassen.