War es in der Tat. Wer nicht draußen war, hat was verpasst. In einem Knallerspiel setzten sich die Löwen mit einem winzigen Pünktchen gegen den SC Frankfurt 1880 durch und bejubeln die erneute Tabellenführung.

Schon der Start hatte es in sich – im unguten Sinne. Denn Ellenbogen zum Kopf hat im Rugby nichts zu suchen. So blieb Schiedsrichter Dan O’Connell nicht anderes übrig, als Frankfurts Außen Mazare früh zum Duschen zu schicken – Platzverweis in der 6. Spielminute. Inwieweit eine mögliche Absicht bei der Aktion vorlag, wird das Sportgericht klären müssen, es gab jedenfalls auf keiner Seite Beschwerden über die rote Karte und den Frankfurter Gästen war klar: Gut 70 Minuten in Unterzahl sind lang gegen hungrige Löwen.

Die ließen dann dem Vorteil der Überzahl auch Taten folgen: Christopher Korn stach per Bilderbuch-Spielzug in die Lücke und legte zum Versuch ab, Rhys Williams erhöhte sicher. Nur kurze Zeit später legte Williams per Strafkick nach. Noch besser wurde es, als abermals Williams einen blitzsauberen Konter einleitete, den Marius de Giacomoni unter dem Jubel der zahlreichen und lautstarken Löwenfans vollendete.

Doch Frankfurt war keineswegs geschlagen. Mit wütenden Angriffen kamen die Hessen zurück, von Parkinson gekonnt eingesetzt, lief Stella zum Versuch ein, der Vorbereiter erhöhte ohne Probleme. Einen Straftritt und eine gelbe Karte für Max Stelling (Rauschlagen eines Passes) später stand es zur Halbzeit nur noch 17:10. Zusätzlich bitter: Für den angeknockten Jaco Otto ging es nicht mehr weiter. Doch der eingewechselte Tim Frauenfeld spielte mit einer kaum zu glaubenden Souveränität und ersetzte den Vorzeigeknipser gekonnt.

Nach der Pause waren es wieder die Handschuhsheimer, verstärkt durch May (für Rosenthal) und Schüle (für Dickinson), die zielstrebiger wirkten. Der glänzend aufgelegte Williams narrte mit einer Körpertäuschung die gesamte Frankfurter Dreiviertelreihe und flitzte bis in die Endzone – geglückte Erhöhung zum Stande von 24:10. Der Lionspark bebte. Doch dann kam Frankfurt groß auf. In einer – muss man zugestehen – wahnsinnigen Energieleistung legten erst der eingewechselte Becker, dann Henn, kurze Zeit später du Plessis zum Versuch ab, Parkinson erhöhte allesamt und brachte seinen SC so 24:31 in Front.

Angepeitscht von frenetischen Löwenfans, griff der TSV wieder an – und belohnte sich durch einen Williams-Strafkick, um auf 27:31 zu verkürzen. Nun ging es in eine ganz heiße Schlussphase: Fast hätte Frankfurt mit dem nächsten Versuch das Spiel entschieden, in höchster Not konnte Stelling den letzten Pass verhindern. Unter donnernden “Löwen, Löwen”-Rufen kämpften die angespornten Handschuhsheimer Krieger – nun auch mit Philipp Frauenfeld, der den abgekämpften Korn ersetzte – sich nochmals nach vorne. Für den Vorzeige-Nachwuchs-Förderklub war es bezeichnenderweise der junge Kevin Heising, der seinem Namen alle Ehre machte und Außen zum Versuch über die Linie sprintete!

Die letzten Spielminuten gerieten wieder zum Thriller, jede gute Aktion wurde tosend bejubelt, so zum Beispiel der ganz wichtige Ballklau vom (ebenfalls eingewechselten, ebenfalls Eigengewächs) Philipp Nunheim. Als der gute Schiedsrichter O’Connell kurz darauf abpfiff, kannte der Jubel keine Grenzen mehr.

Ein Spitzenspiel, das die Erwartungen nicht nur erfüllte, sondern übertraf, fand im TSV den verdienten knappen Sieger. Der frühe Platzverweis spielte den Löwen zunächst in die Karten, aber was Frankfurt hier an Leistung zeigte, war ebenso – meisterlich. In einem offenen Schlagabtausch zeigten beide Seite Rugby vom Feinsten, diesmal mit dem Löwenbiss zum Ende. Mehr davon und: Weiter so, Handschuhsheim!

So spielten die Löwen:

TSV Handschuhsheim vs. SC Frankfurt 1880 32:31 (17:10), TSV: Kößler – Heising, Korn (65. P. Frauenfeld), Stelling, de Giacomoni – R. Williams, Schäfer – Hartmann, Otto (39. T. Frauenfeld), Renc – T. Williams, Rosenthal (41. May) – Dickinson (41. Schüle), Martel, Bender (72. Nunheim).

Schiedsrichter: O’Connell; Zuschauer: 650; Punkte: 7:0 (15.) Versuch Korn + Erhöhung R. Williams; 10:0 (19.) Straftritt R. Williams; 17:0 (22.) V de Giacomoni + E R. Williams; 17:7 (25.) V Stello + E Parkinson; 17:10 (34.) S Parkinson; 24:10 (47.) V + E Williams; 24:17 (51.) V Becker + E Parkinson; 24:24 (56.) V Henn + E Parkinson; 24:31 (59.) V du Plessis + E Parkinson; 27:31 (62.) S R. Williams; 32:31 (75.) V Heising; Zeitstrafe: Stelling (28.); Platzverweis: Mazare (6.). momo