Heidelberg. (momo) Mit einer kämpferisch tadellosen Leistung, aber zu vielen vergebenen Chancen, haben die Löwen mit 7:24 das Nachsehen gegen den SC Neuenheim gehabt. Rund 650 Zuschauer im Lionspark sahen einen starken Auftritt nach der Pause. In der ersten Halbzeit war Neuenheim besser.
Nicht zum ersten Mal starteten die Löwen unkonzentriert in ein Topspiel. Unnötig, weil risikoreich gespielt, waren zwei frühe Vorwürfe, die dem SCN frühen Feldvorteil gaben. Neuenheim rannte an und nutzte eine der ersten Chancen zum Versuch durch Leo Becker. Mondli Nkosi stellte auf 0:7. Der TSV war in der Folge bemüht, aber rannte sich zumeist in der SCN-Abwehr fest. Diese agierte stets knapp am Abseits, aber innerhalb der Regeln.
Dass es mit 0:7 in die Pause ging, war der aufopfernd kämpfenden Löwen-Abwehr zu verdanken. Einerseits stimmte das hoffnungsfroh, weil die Einstellung stimmte, andererseits trieb der mit 18 Mann erschreckend dünn besetzte Kader die ein oder andere Sorgenfalte auf die Stirn: Würden die Handschuhsheimer das kräftezehrende Spiel in dieser Intensität durchhalten?
Das taten sie, zeitweise sogar in Unterzahl und durchaus eindrucksvoll. Hatte das Trainerteam einen besonderen Kniff in der Pause gehabt?
“Nein, wir haben besprochen, dass wir dran bleiben sollen. Der SCN hat uns mit der Blitz-Verteidigung starken Druck bereitet, aber wir haben immer daran geglaubt, dass wir unsere Chancen bekommen werden. Das Spiel musste aber in die gegnerische Hälfte verlagert werden”,
klärte Thomas Genthner auf.
In der zweiten Hälfte zeigten die Löwen dann auch zunehmend ihr berühmtes Derby-Gesicht. Eine Druckphase wurde genutzt, nachdem Tobias Bauer, Christopher Korn und Paul Schüle mit ihren Powerläufen noch knapp scheiterten, wuchtete sich Jaco Otto zentral über die Linie. Dank Max Stellings Erhöhung glich der TSV aus.
Auch der beinahe postwendend folgende Strafkick, der den SCN wieder knapp in Führung brachte, änderte nichts daran, dass die Löwen gänzlich anders auftraten. Dass keine Punkte heraussprangen, lag an schwer nachvollziehbaren Entscheidungen. Zweimal wurde ein Strafkick in bester Lage nicht gekickt, sondern leichtfertig vergeben. Die fahrlässige Chancenverwertung sollte sich rächen.
Jaco Otto musste in der bis dahin stärksten Handschuhsheimer Phase für zehn Minuten vom Feld. Das Tackle war in Ordnung, aber der Kopfkontakt eben gefährlich. Dass ihm keinerlei Absicht unterstellt werden konnte, war nicht nur an der Reaktion beider Mannschaften ersichtlich: Otto selbst blutete ebenso wie sein Widersacher. Beide konnten das Spiel aber fortsetzten, der TSV hatte aber zehn Minuten Unterzahl.
In dieser zeigte Joshua Gando zwei Monster-Tackles, ohne die der SCN sicherlich zum Versuch gekommen wäre. Neben dem immer antreibenden Max Stelling, Antipas Kamkwindo und Christopher Korn ragte Gando heute als bester Löwe heraus.
Doch wieder hinderten sich die Löwen mit den Spielentscheidungen selbst am Punkten. Besser machte es der SCN und legte durch Felix Lammers, der Außen stark bedient wurde, seinen zweiten Versuch. Der TSV bäumte sich auf, aber geschickt verwalteten die Neuenheimer ihre Führung und ließen sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen. Ein clever platzierter 50/22-Kick raubte den Löwen die letzten Hoffnungen.
Insgesamt setzten sich die Gäste absolut verdient durch, die erste Halbzeit war eine klare Angelegenheit. Der Auftritt nach der Pause macht Mut, aber für Siege in den Top-Duellen brauche die Löwen zwei Dinge: Einen vollen Kader und klügere Spiellenkung.
Das wollen sie nächste Woche gegen München dann besser machen.
TSV Handschuhsheim – SC Neuenheim 7:24 (0:7), TSV: De Giacomoni (68. Genthner, 74. F. Bayer) – Gando, Korn, Renc, P. Frauenfeld – Stelling, Schäfer – Otto, Eneke, T. Frauenfeld – Bauer, Kamkwindo (65. Williams) – Schüle, Chandler, Martel; SCN: Becker – Lammers, Wakefield, Schwager, A. Klewinghaus – Nkosi, Paine – Macedo, Aversa, Troch – Vollenkemper, Perrone – Weiss, Biskupek, Ngubane.
Schiedsrichter: O’Brien; Zuschauer: 650; Punkte: 0:7 (5.) Versuch Becker + Erhöhung Nkosi; 7:7 (44.) V Otto + E Stelling; 7:10 (46.) Straftritt Nkosi; 7:17 (70.) V Lammers + E Nkosi; 7:24 (78.) V Aversa + E Nkosi; Zeitstrafe: Otto (56.).